Luppenau

20 Jahre Am Sandberg - ein Straßenfest

SAALE-ELSTER-AUEN-KURIER - Oktober 2015   - Ilja Bakkal-   

Gehen Sie doch mal vom Löpitzer Bahnübergang bis zur nächsten Kreuzung weiter und peilen akkurat 560 Meter nach Norden. Dort war der Sandberg. Man findet ihn heute noch auf der Flurkarte, als wäre er nicht Anfang der siebziger Jahre der Erschließung des Tagebaus zum Opfer gefallen und zur Jahrtausendwende mit der Flutung des Restloches ein zweites Mal definitiv ausgelöscht worden. Nur den Straßennamen gibt es noch, und kaum jemand kennt den Zusammenhang. 1995, als ein Jahr nach der Kastanienallee, die Häuser des zweiten Baufeldes „Am Sandberg“ in Löpitz bezugsfähig wurden, sah man vom beschriebenen Punkt noch die großen Bagger stehen. 20 Jahre später trafen sich die Anwohner am 26. September 2015 zu ihrem sechsten Straßenfest. 20 Jahre - da werden Kinder groß, Häuser erhalten ihren zweiten Anstrich, zaghafte Anpflanzungen nehmen Raum ein, große Söhne ziehen in die Welt, Enkel kommen auf Besuch. 
Rainer Ludwig ist der Initiator dieser Nachbarschaftstreffen, kann sich auf seine Familie und einen Stamm fleißiger Helfer berufen, die das Zelt aufbauen, Speisen und Getränke bereitstellen. Er hat den Ehrgeiz alle zusammenzubekommen, einschließlich der Ortsbürgermeisterin und ihres Ehemannes, was im Vorfeld eine aufwändige Umfrageaktion erforderlich macht. Das genügt nicht. Der engagierte Zeitzeuge dokumentiert von Anbeginn mit Film- und Fotokamera unser Umfeld, ergänzt mit weiteren Aufnahmen die ihm zur Verfügung gestellt werden und findet jedes Mal ein begeistertet Publikum. Diesmal sahen wir die Entwicklung unseres Wohngebietes aus der Luft, bereichert durch aktuelle Kameraschwenke im Ergebnis wagemutiger Dachbesteigungen. Rainer Ludwig wollte uns vermitteln, dass wir hier im Paradies leben, sozusagen unten, mit dem Blick von oben, wo selbiges eigentlich angenommen wird. Man könnte es nüchterner ausdrücken: Aufgrund der reizvollen Umgebung und der erfolgreichen Begrünung der vormaligen Großbaustelle erfreuen wir uns einer außergewöhnlich guten Lebensqualität. Was man aber aus der Luft nicht sehen kann, ist die soziale Komponente. Die spürt man im Alltag und an einem solchen Abend geballt im Zelt. In erster Linie sind es die Menschen, die es ermöglichen sich hier wohlzufühlen, für uns vom ersten Tag an, aber auch für neue Nachbarn, die sofort herzlich aufgenommen werden. Wenn dieselben dann noch vom Losglück bei der Tombola geradezu privilegiert wurden, kann man kaum noch an Zufall glauben. Das fand wohl auch der Mond, der immer wieder mit hellem Licht durch die Wolken zwinkerte. 
Jeder der sich engagiert, wird gelegentlich vom Gedanken befallen, dass es die anderen auch mal in die Hand nehmen könnten. Das tun sie ja auch, immerhin baut sich das Equipment nicht alleine auf und ab. Ganz sicher läuft Rainer Ludwig im nächsten oder übernächsten Jahr wieder mit seiner Liste durch die Siedlung. Wir freuen uns jetzt schon darauf.

Ilja Bakkal